Frankenbund zeichnet Silvia Kirchhof aus

Zu den großen Projekten, die Silvia Kirchhof mit dem Kleinen Stadttheater in den vergangenen sieben Jahren bereits umsetzte, zählte auch „Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen“ im Jahr 2015. Foto: Archiv Matthias Endriss

Im festlichen Rahmen des Oberrathaussaals im historischen Rathaus der Stadt Suhl (Thüringen) hat der über 7100 Mitglieder zählende Geschichtsverein Frankenbund der Gerolzhöfer Künstlerin Silvia Kirchhof den Kulturpreis 2017 verliehen.

Damit wird insbesondere deren erfolgreiche Arbeit mit dem Kleinen Stadttheater Gerolzhofen gewürdigt.

 

Der Frankenbund verleiht den mit 1500 Euro dotierten Preis bereits seit dem Jahr 1991 an „eine durch Leben oder Werk mit Franken verbundene Persönlichkeit in Anerkennung bedeutsamen kulturellen Schaffens“.

 

Die Auszeichnung kann – so ist es in den Vergaberichtlinien des Vereins nachzulesen – „an durch Leben oder Werk mit Franken verbundene Persönlichkeiten in Anerkennung förderungswürdiger kultureller Leistungen, welche weitere positive Entwicklungen erwarten lassen, verliehen werden“.

 

Beachtung weit über die Stadt Gerolzhofen hinaus

Der Vorsitzende des Frankenbundes, der unterfränkische Regierungspräsident Paul Beinhofer, sagte in seiner Begrüßung, es zeichne den Frankenbund aus, die Ergebnisse wissenschaftlicher Regionalforschung laiengerecht zu vermitteln. Dieser Anspruch werde beispielhaft eingelöst von der diesjährigen Kulturpreisträgerin Silvia Kirchhof, die vor sieben Jahren den Entschluss gefasst habe, in Gerolzhofen mit einem Amateurensemble Theaterstücke aufzuführen.

 

„Dieser mutigen Entscheidung verdankt Gerolzhofen seither Theateraufführungen, die weit über die Stadt Beachtung finden“, sagte Beinhofer. Dabei scheue sich Silvia Kirchhof auch nicht, schwierige Themen aufzugreifen – wie die Aufarbeitung der letzten Kriegstage im April 1945 in Gerolzhofen in der Aufführung „Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen“ oder in diesem Jahr beim Wandeltheater „Du musst dran glauben“, das sich mit der Reformation und Gegenreformation befasste und deren Auswirkungen auf die Menschen in Gerolzhofen beleuchtete.

 

Neue Facetten für den Begriff Stadttheater

Ein Kennzeichen Kirchhof'scher Regiearbeit sei die gründliche Beschäftigung mit dem historischen Stoff, die auf der Zusammenarbeit mit Historikern und deren Archivrecherchen aufbaue. „Das Kleine Stadttheater Gerolzhofen ist ein Theater für die Stadt, mit Bürgern dieser Stadt und auf öffentlichen Plätzen der Stadt“, betonte der Bundesvorsitzende. Damit gebe Silvia Kirchhof dem Begriff „Stadttheater“ natürlich auch ganz neue Facetten.

 

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Sabine Wolf, Vorsitzende des Historischen Vereins Gerolzhofen. Silvia Kirchhof sei ein Mensch mit vielen Begabungen, mit einem großen Herz und viel Einfühlungsvermögen – und Mutter von vier Kindern, Klinikclown, Chanson-Sängerin, Schauspielerin, Regisseurin, Diva. Gemeinsam mit Monika Freiberger habe Kirchhof im Jahr 2010 ihre Idee umgesetzt, das Kleine Stadttheater zu gründen.

 

„Gerade am Anfang waren natürlich die Bedenken groß“

„Gerade am Anfang waren natürlich die Bedenken groß“,
erinnerte sich Sabine Wolf. Das klappt doch nie! Wer soll denn da kommen? Wen interessiert denn das in Gerolzhofen überhaupt? Doch der überraschend große Zuspruch, ausverkaufte Veranstaltungen und die Qualität der Inszenierung bestätigten Kirchhofs Mut zur konsequenten Umsetzung ihres Konzeptes und gaben den Ansporn, weiterzumachen.

 

Und so folgte 2011 ein lyrisch-poetischer Abend und 2012 im Pfarrer-Hersam-Haus die Komödie „Pension Schöller“. 2013 wurde in der evangelischen Kirche von Gerolzhofen das Werk „Nathan der Weise“ aufgeführt und 2014 folgte das Historienstück „Katrin und der schwedische Obrist“ in Frankenwinheim sowie „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“ in der Gerolzhöfer Spitalkirche.

 

„Fräulein Schmitt“ stellte alles Bisherige in den Schatten

Ein Jahr später wurde alles Bisherige in den Schatten gestellt durch die großartige Aufarbeitung des Gerolzhöfer Frauenaufstandes bei „Fräulein Schmitt“. Und in diesem Jahr schließlich kam das Wandeltheater „Du musst dran glauben“ auf die Bühnen der Altstadt und entwickelte sich zu einem großartigen Erfolg. Zentrum all dieser Veranstaltungen sei Silvia Kirchhof, betonte Sabine Wolf. „Sie besitzt die wunderbare Gabe, Menschen unterschiedlichster Couleur zusammenzuführen und für eine Sache zu begeistern.“ Das habe beispielsweise beim Wandeltheater schon bei der Entstehung des Stücks begonnen, wo katholische und evangelische Christen, Priester, Heimatforscher und studierte Historiker gemeinsam um die Wahrheit gerungen hätten. „Und es wird fortgeführt bei der Auswahl der Schauspieler. Da spielen Kinder mit, Jugendliche, Hausfrauen, Berufstätige, Selbstständige, auch Behinderte.“ Für jeden, der Interesse habe, werde eine Rolle gesucht und gefunden. „Und alle halten dann durch bis zum Schluss und bilden eine eingeschworene Gemeinschaft.“

 

„Das geht alles nur mit einem großen Herz für die Menschen, viel Empathie und Idealismus.“

Sabine Wolf kennt das Geheimnis von Silvia Kirchhofs Erfolg: „Das alles geht nur mit einem großen Herz für die Menschen, viel Empathie und Idealismus. Aber auch mit viel persönlichem Einsatz, Disziplin und Mut.“ Silvia Kirchhof ging in ihrer launigen Dankesrede auf die schwierige Anfangszeit, auf Höhen und Tiefen in ihrer Karriere ein und brachte ihre Erfahrungen schließlich im Chanson „Die zersägte Dame“ von Friedrich Hollaender zum Ausdruck. Langanhaltenden Applaus der Festversammlung. Die Feierstunde wurde umrahmt von festlicher Musik eines Ensembles der Städtischen Musikschule Suhl. Der Suhler Oberbürgermeister Jens Triebel hatte die Gäste zu Beginn in seiner Stadt begrüßt. Im Rahmenprogramm der Veranstaltung sprach Professor Olaf Kretzer zudem zum Thema „Astronomie im nördlichen Franken“.

 

 

 

Mainpost Artikel von:

Klaus Vogt  25.10.2017

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